Radio Normal

Die wenigsten von euch werden vermutlich wissen, dass am 13.02.2017 der internationale Tag des Radios war. Daher möchte ich heute diesen Beitrag dem Radio widmen.

Die meisten von euch werden aber mitbekommen haben, dass am 14.02.2017 Valentinstag war. Ich habe es leider auch mitbekommen – trotz jahrelanger verzweifelter Versuche, dem Valentinstag zu entgehen, die bisher immer funktioniert haben. Nicht aber diesen Valentinstag… dank Facebook und What’s App: Ich bekam nett gemeinte kleine Videos mit Bärchen und Herzchen und allen sonstigen kollektiven Symbolen, die gerne am Valentinstag verwendet werden. Und die Jahr für Jahr den kleinen Muffi-Schlumpf in mir erwecken, der sagt: „Ich hasse Valentinstag!“. Scheinbar bin ich die einzige – auch noch glücklich liierte Frau – die den Valentinstag nicht ausstehen kann. Schon in der ersten Woche unserer Beziehung informierte ich meinen heutigen Göttergatten: „Bitte schenk‘ mir niemals etwas zum Valentinstag.“ Er hat sich immer brav daran gehalten, obwohl er sicherlich oft versucht war. Wenn man unter dem Motto „was sich liebt, das neckt sich“ eine Beziehung führt, dann ist die Versuchung sicher groß an einem Valentinstag, an dem die Frau am wenigsten damit rechnet mit dem kitschigsten Geschenk aller Zeiten aufzutauchen. Aber die Faulheit ist zum Glück immer größer, wenn man weiß, dass man seiner Frau kein Candle Light Dinner in Herzchenboxershort servieren muss. Vor allem weil ich ja eine sehr anspruchsvolle Dame bin: Mein Mann muss das ganze Jahr super sein, nicht nur an diesem Tag. Am Valentinstag darf er sich ausruhen. Dieses Jahr hatte er aber dennoch etwas zu verlautbaren: „Dieses Jahr ist der Valentinstag endlich am richtigen Tag.“
Ich: „Wieso?“
Er: „Naja, weil er dieses Jahr an einem Dienstag ist!“
Und dann präsentierte er mit einem riesen Grinsen auf dem Gesicht, ganz stolz die Pointe seines Wortwitzes, die ich bisher noch nicht verstanden hatte: „Valen-dienstag!!!“
Mir schlief das Gesicht ein. Er freut sich immer, wenn er einen Wortwitz macht, den ich schlecht finde und meine Mundwinkel sich anschließend tief nach unten neigen. Wenn ich ausnahmsweise mal über einen Witz von ihm lache, ist er richtig enttäuscht und sagt: „Wieso lachst du jetzt?“
Vielleicht kann ich den Valentinstag deshalb nicht leiden, weil ich finde, dass er mehr mit Konsumrausch zu tun hat als mit Liebe:

  • Liebe ist nicht Valentinstag, sondern deinen Mann trotz seinen Wortwitzen zu lieben.
  • Liebe ist selbstlos und strebt nicht nach Anerkennung – daher braucht mein Mann keine Anerkennung für seine Witze und beglückt sich an meinem gelangweilten Gesichtsausdruck.
  • Liebe ist dreckige Unterhosen waschen und furzen und sich trotzdem gegenseitig attraktiv zu finden.
  • Liebe kann mit 10 Bier beginnen und braucht nicht zwangsweise Romantik.
  • Liebe ist seine Frau trotzdem zu lieben, obwohl sie vor dem 1. Kaffee manchmal viel redet, während dem verschlafenen Mann ein Zitat aus dem Film Muttertag im Kopf herumschwirrt: „Sag’s in a Plastiksackl, I her’s ma später an!“

So, jetzt bin ich im Schreiben beim diesjährigen Valendienstag hängen geblieben, dabei wollte ich doch eigentlich über den verschmähten 13. Februar und den internationalen Tag des Radios schreiben. Oder im Besonderen über das Top beliebteste Radio im Waldviertel, das immer und überall läuft und in mir die gleichen Gefühle weckt, wie der Valentinstag: Radio Niederösterreich – in meiner Schwiegerfamilie Radio Normal genannt. Warum sie es so getauft haben, weiß keiner mehr – es muss sich irgendwie aus der Kurzbezeichnung Radio N entwickelt haben. Viel kann man dazu nicht sagen – nicht nach meiner Feuerwehr Fest Trilogie. Die Musik ist ziemlich die gleiche und man kann diesem Radiosender genauso wenig entfliehen, wie der Musik dort. Von Helene Fischer bis Jürgen Drews ist dort alles vertreten, was Rang und Namen in der Schlagerszene hat und was musikalisch so k(r)eucht und fleucht. Dazwischen wird es richtig gewagt, wenn englischsprachige Songs aus den 60ern bis 90ern auftauchen, genauso wie so mancher Hit aus Italien. Aber nur – und auch wirklich nur – wenn die ausgewählten Lied-Titel beim Hören eine kleine Schleimspur hinterlassen.

Die Musik, die ich gerne höre trifft leider nicht den Massengeschmack. Ich werde richtig nostalgisch, wenn ich an meine Teenagerjahre zurückdenke, als es noch den Rock-Radiosender RTL gab. Im Waldviertel wurde der – glaube ich – gar nicht ausgestrahlt. Vielleicht besser so. Wenn jemand im Waldviertel unabsichtlich von Radio Normal auf RTL umgeschalten hätte, wäre vielleicht ein Hörschock mit bleibenden Trauma entstanden – bei so viel Lärm. Wo man doch hier das Rauschen des Waldes, das Vogerlzwitschen und das brunftige Röhren der Hirsche gewohnt ist. Alles begleitet von den sanften Klängen des allgegenwärtigen Radio Normal.
Als ich in Wien während meiner Teenager-Jahre Rockradio RTL hörte, war die Welt noch in Ordnung. Es gab die Toten Hosen, die Ärzte und Nirvana um meine Hormonstörungen und ersten gescheiterten Versuche einer Liebesbeziehung zu begleiten. Nachts schlief ich zum Heavy Metal Special beruhigt ein. Es war ein Traum – der damit endete, dass ich eines Tages auf meine Lieblingsfrequenz schaltete um RTL zu hören und mir schreckliche Klänge aus dem Radio entgegen jolten: RTL war gestorben, Radio Arabella war geboren.

Mittlerweile höre ich nur selten Radio. Unterwegs wird es dann meistens 88.6 (seit es diesen zum Glück auch in Niederösterreich gibt) und daheim bin ich auf Internetstreaming Dienste von Deutschen Radiosendern angewiesen. Danke Deutschland, dass du Sender anbietest, die auch ich hören kann. Dafür singe ich euch Deutschen jetzt ein nicht hörbares Lied zur Lobpreisung:
Danke für meine Rock Antenne, danke für diesen neuen Tag, danke, weil ich Radio Normal gar nicht hören mag.
Ins Wasser fällt ein Schwein, ganz heimlich still und leise. Und ist es auch ganz klein, es zieht doch weite Kreise. Wenn Gottes große Rockmusik in mein Ohr fällt, dann wird die Welt vom Licht erhellt, hinaus in unsere Welt.

Wer noch nicht genug von diesem Beitrag und meinen genialen Dichtungen hat und wem es mit dem Radio so geht wie mir, dem sei dieses Lied von JBO Ich möcht‘ so gerne Metal hören aus dem Radio Bierdeckl gewidmet:

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