Wer meinen Blog bereits seit letztem Jahr verfolgt, weiß bereits, dass wieder mein absoluter „Lieblingstag“ vor der Tür steht: Der Valentinstag (siehe meine belämmerten Ausführungen zum Thema Valentinstag im Beitrag Radio Normal). Während es meinem Göttergatte Herbert ja verboten ist mir irgendetwas zum Valtentinstag zu schenken, hat die ÖVP (Österreichische Valtentinstags-Partei) in manchen Waldviertler Dörfern Traditionen entwickelt, die verhindert, dass ich den Valentinstag erfolgreich verdrängen kann. Meistens steht nämlich pünktlich am 14. Februar jemand mit einer Primel und einem ÖVP-Herzerl vor der Tür, um mich daran zu erinnern, dass diese Partei gerne von mir gewählt werden würde. Ich frage mich, ob sie dieses Jahr – im Andenken an die österreichische Nationalratswahl 2017 – statt der alljährlichen Primel einen kurz gewachsenen Ohrwaschelkaktus in türkisem Topf herschenken werden.
Obwohl der Valentinstag Anfang Jänner noch weit weg war, flatterten bereits zu diesem Zeitpunkt die ersten Liebesbriefe zu uns ins Haus, da die Landtagswahlen im schwarzen Loch (im Volksmund gerne auch als „Niederösterreich“ bezeichnet) bevor standen. Einen Liebesbrief bekam ich vom guten alten Franz, der mir versprach den Nachmittags-Kindergarten gratis zu machen, wenn ich ihn wähle. Der zweite Brief war gaaaannnzzz persönlich von unserer lieben Landeshauptfrau (von manchen Waldviertlern wegen ihrer Sympathiewerte auch gerne als „die oide Hex“ bezeichnet) an uns gerichtet, die uns mitteilte, dass sie gerne Herrscherin im schwarzen Loch bleiben möchte. Ich war hellauf begeistert von beiden Briefen. Ich fand es einfach genial, wie man eine ganze A4 Seite mit so viel Schrift und so wenig Inhalt füllen kann. Mein Lieblingssatz war eindeutig: „Hier geht es nicht um Farbenspiele, sondern um unsere blau-gelbe Zukunft.“ Bei der Lektüre dieses Satzes meldete sich mein Literaturwissenschaftlerinnen-Ich zu Wort, dass laut verkündete: „Wenn das eben kein Farbenspiel war, was war es denn dann bitte???!!!!“
Politik ist nicht einfach und Wählen auch nicht, wie eine Anekdote aus Herberts Bundesheerzeit in Allentsteig beweist: Er fuhr gemeinsam mit einem Bundesheer-Kollegen zur Wahl, als dieser Kamerad feststellte, dass er keine Ahnung hatte, wen er bei seiner erster Wahl als volljähriger österreichischer Bürger wählen sollte. Also rief er seine Eltern an und diskutierte mit ihnen fünf Minuten lang intensiv heiße Themen, z. B. dass man die Grünen nicht wählen darf, weil die wollen, dass der Benzin teurer wird, usw. Am Ende hatte Herbert den Eindruck, dass die Eltern seines Kameraden ihn dazu angehalten hatten die Schwarzen zu wählen. Beim Allentsteiger Wahllokal angekommen, gingen die beiden 18-Jährigen in die Kabine, als Herbert akustisch einen verwunderten Ausruf seines Kameraden vernahm: „Da san jo goa kane Foarb’n am Zeddl!“ (dt. Da sind ja gar keine Farben auf dem Zettel)
Und die Moral von der Geschicht‘: Die Liebe ist vielseitig und bunt. Politische Parteien auch. Die Farbe von Blumen kann man sehen. Die Farbe von politischen Parteien muss man wissen.