Schwammerlzeit

Foto von Steinpilz auch Herrenpilz genannt
Heute widmen wir uns einer weltbewegenden Frage: Warum wird der Steinpilz auch Herrenpilz genannt? © pixabay, peggychoucair

Herbst im Waldviertler Bezirk Gmünd. Zeitlich gesehen befinden wir uns Mitte der 80iger Jahre. Der kleine Bub aus dem Blogbeitrag: April 2019: Neues aus dem Waldviertel stapft vergnügt mit seinen verkehrt angezogenen Gummistiefeln durch den Wald. Er findet einen wundervoll leuchtend roten Pilz mit schicken weißen Punkten.

In vollkommen verzückter Manier pflückt er ihn und zeigt ihn seinem Papa, während er über’s ganze Gesicht strahlt. Und offensichtlich hell begeistert über seinen Fund sagt er: „Womma guada!“, was so viel heißen soll wie: „Schau, Papa! I hob an guaden Schwomma g’funden!“
(Dt.: Schau Papa, ich habe einen essbaren Pilz gefunden)

Der Vater des Kindes lacht und sagt: „Den dadad i net ess’n. Des is a Fliegenpüz. Der is giftig!“
(Dt.: Den würde ich nicht essen. Das ist ein Fliegenpilz. Der ist giftig!)

Das macht dem Buben nichts. Er begibt sich wieder auf den Weg und sucht den nächsten Giftpilz, den er seinen Eltern für das Abendessen anbieten kann.

© pixabay, IlonaBurschl 

Reisen wir aus der Vergangenheit wieder in die Gegenwart des Jahres 2022. Der kleine Junge ist jetzt selbst Papa und hat nach wie vor keine Ahnung davon, welche Schwammerl essbar sind. Daher ist seine naturbegeisterte ältere Tochter Kreszenzia Thusnelda mit Opa unterwegs. Die Schuhe hat sie ganz alleine angezogen und zwar jeden auf der Seite, auf er sein soll. Heute war es mal so, oft ist es ganz anders. Frau kann schließlich nichts für ihre Gene. Aber jedeR* Schwammerl-Kundige kann bestätigen, dass sie bereits jetzt ein gutes Händchen dafür entwickelt, die richtigen Zutaten für einen Sterz im Wald zu finden.

Foto © privat, Smile @ pixabay, Mammiya
Zenzi kommt zwar beim Schwammerlsuchen nicht nach ihrem Papa, ist ihm aber sonst wie aus dem Gesicht geschnitten, wie man deutlich sehen kann.

Was Zenzi da während ihrer Sammelaktion mit Opa ergattert hat, ist ein Schwammerl, das man im Waldviertel sehr häufig in allen Größen und teilweise auch ähhh… sagen wir …. „pikanten“ Formen findet. Es handelt sich dabei um einen gemeinen Steinpilz, auch Herrenpilz genannt und Wikipedia beschreibt ihn weiter als:

[…] eine Pilzart aus der Familie der Dickröhrlingsverwandten und Typusspezies der Gattung Dickröhrlinge.

https://de.wikipedia.org/wiki/Gemeiner_Steinpilz

Auch diese Beschreibung klingt… ähhh…. sagen wir „pikant“. Aber nur dieses Bild, das im Internet kursiert, kann in eindeutiger Bildsprache und wissenschaftlich fundiert erklären, warum man den Steinpilz auch Herrenpilz nennt:

Wer sich mit Bildern eher schwer tut, dem werde ich es nochmal in Worten erklären: Der Herrenpilz heißt Herrenpilz, weil niemand etwas essen möchte, das Penispilz heißt.

Bevor auf diese ordinäre Aussage hinauf alle meine LeserInnen* speiben gehen, kommt jetzt etwas kulinarisch komplett anderes: Eine Anekdote vom Mittagstisch! Da gab es nämlich nichts phallusförmiges zu essen, da wir unsere Schwammerln schon aufgegessen haben. Es gab Palatschinken gefüllt mit Blattspinat, überbacken mit Käse und Paradeissauce.

Herbert’s verstorbener Opa hätte sich über dieses Menü nicht gefreut und es missmutig mit: „Immer des Greafudda!“ kommentiert,
(dt.: Immer dieses Grünzeugs!)
während er den Sonntagsbraten stets mit den Worten: „Endlich wieda wo’s g’scheit’s zan essen!“ lobpreiste.

Auch Herbert hatte so seine Schwierigkeiten mit dem heutigen Mittagessen. Aber nicht, weil ihm a Brocka Fleisch fehlte, nein. Wieder einmal war es die gewählte Ausdrucksweise seiner Frau, die zu Missverständnissen führte. Unsere jüngere Tochter Chantale Celeste fragte: „Mama was esst ihr da?“ und ich antwortete: „Spinatpalatschinken, überbacken mit Käse auf Paradeisspiegel.“ Daraufhin begann Herbert für die nächsten 5 Minuten gebannt auf seinen Teller zu starren und als ich ihn fragte, was mit ihm los sei, antwortete er: „I glaub net, doss des a Spiegel is, weu I siach mei G’sicht do drinn net!“
(Dt.: Ich bezweifle, dass das ein Spiegel ist, denn ich kann mein Gesicht darin nicht sehen!“

Und die Moral von der Geschicht: Die gibt es heute nicht. Der Beitrag war wirklich unter aller Sau. Ich gehe mich jetzt selbst owatsch’n, weu sowos g’hert sie net fia a urdentliches Mensch.
(dt. ohrfeigen, denn so etwas gehört sich nicht für eine ordentliche Frau.)